Portfolio zur oralen Nahrungsaufnahme auf der NICU

Das Medela Portfolio zur oralen Nahrungsaufnahme in der Neonatologie bietet eine Reihe von Produkten für verschiedene Ernährungssituationen, die neonatologische Fachkräfte und Eltern dabei unterstützen, Säuglingen auf der neonatologischen Intensivstation die Vorteile der Muttermilch und des Stillens zugänglich zu machen.
NICU feeding

Die Ziele der Entwicklung eines Produktportfolios zur oralen Nahrungsaufnahme auf der neonatologischen Intensivstation

  • früher Übergang von Sondenernährung zur oralen Nahrungsaufnahme und zum Stillen
  • Kombination von Produkten, die auf die Entwicklung der Nahrungsaufnahme jedes Säuglings zugeschnitten werden kann
  • orale Nahrungsaufnahme als positive Erfahrung für Säugling, Eltern und Fachkräfte der neonatologischen Intensivstation
  • den Säuglingen die Anwendung ihres natürlichen Saugverhaltens ermöglichen
  • Fähigkeit des Säuglings aufrechterhalten, an der Brust zu saugen, wenn die Mutter nicht stillen kann
  • das Stillen fördern und unterstützen

Früher oraler Kontakt mit Muttermilch

Der Säugling sollte so früh wie möglich nach der Geburt die einzigartigen Inhaltsstoffe der Muttermilch erhalten, und zwar insbesondere das Kolostrum der Mutter. Gesunde, termingeborene Säuglinge sollten in der ersten Lebensstunde zum ersten Mal gestillt werden. Bei Frühgeborenen oder aus andern Gründen hospitalisierten Säuglingen erfolgt das erste Stillen jedoch meist zu einem späteren Zeitpunkt. Während der parenteralen und enteralen Ernährung umgeht die Nahrung die Mundhöhle. Ein Abtupfen des oropharyngealen Bereiches des Säuglings zu einem sehr frühen Entwicklungszeitpunkt kann eine Option sein, um den Kontakt mit Muttermilch zu erleichtern, noch bevor der Säugling saugen kann.

Sobald der Säugling Saug- und Suchreflexe zeigt, können andere Ernährungsoptionen eingesetzt werden, um seine Fähigkeit zur oralen Nahrungsaufnahme zu fördern. Als Hilfsmittel dafür bietet sich der FingerFeeder an.

Das Stillen fördern

Im Rahmen der Möglichkeiten sollte so oft wie möglich gestillt werden. Dies kann parallel zur enteralen und oralen Nahrungsaufnahme erfolgen. Das Stillen des Babys an der Brust sollte nicht nur aufgrund der Vorteile der Milch, sondern auch aus folgenden Gründen durchgeführt werden:

  • Vorteile des Hautkontakts zwischen Mutter und Baby
  • Stärkung und Einbeziehung der Eltern
  • Verbesserung der Stillfähigkeit des Babys
  • Stimulierung der Milchproduktion der Mutter

Um den Säugling auf der neonatologischen Intensivstation beim Stillen zu unterstützen, werden in Spitälern häufig Brusthütchen eingesetzt. Das Portfolio zur Nahrungsaufnahme von Medela enthält mehrere Grössen von Contact Brusthütchen aus Silikon, die entwickelt wurden, um das Anlegen des Säuglings an der Brust zu erleichtern und den Milchtransfer zu unterstützen.

Das erste selbst kontrollierte Saugen

Angesichts der Risiken und Einschränkungen der oro- und nasogastralen enteralen Ernährung sollte der Säugling auf oralem Weg gefüttert werden, sobald dies als sicher beurteilt werden kann. Wenn der Säugling auf oralem Weg ausreichend Nährstoffe aufnehmen kann, werden die enteralen Sonden entfernt und der Säugling ist der Entlassung aus dem Spital einen Schritt näher. Auf der neonatologischen Intensivstation werden alternative Methoden zur Nahrungsversorgung häufig parallel und ergänzend zur Entwicklung des Stillens eingesetzt.

Inwiefern herkömmliche Flaschenfütterung das Stillen unterstützen kann, ist umstritten. Die Mechanismen der Fütterung mit herkömmlichen Flaschen und Saugern unterscheiden sich stark von denen, die beim Stillen erforderlich sind. Herkömmliche Sauger ermöglichen einen konstanten Milchfluss durch das Loch an der Spitze, ohne dass ein Vakuum nötig ist. Dies kann eine Herausforderung für den Säugling bei der Koordination von Saugen, Schlucken, Pausieren und Atmen darstellen, was eventuell zu unzureichender Sauerstoffsättigung und Stress führt.

Medela hat eine innovative Lösung zur oralen Nahrungsaufnahme für das Spital entwickelt: Calmita. Diese Lösung fördert erwiesenermassen das Stillen im Spital. Der Sauger verfügt über ein vakuumgesteuertes Ventil, das den Milchfluss blockiert, es sei denn, der Säugling erzeugt ein Vakuum.

Der Calmita Starter verfügt über ein Vakuum mit einer niedrigen Schwelle, wodurch Säuglinge, die nur ein minimales Vakuum erzeugen können, trotzdem aktiv Milch trinken können. Mit der fortschreitenden Fütterungsentwicklung des Säuglings kann Calmita Advanced angeboten werden. Das vakuumgesteuerte Ventil erfordert ein etwas stärkeres Saugen des Babys, um die Milch zu trinken.

Während der Entwicklung der Nahrungsaufnahme kann es zeitweise vorteilhaft sein, das Stillen durch Zusatznahrung zu ergänzen, während der Säugling gestillt wird. Das kann bei einer Mutter hilfreich sein, die nur eine geringe Milchmenge produziert, oder falls zusätzlich zum Stillen an der Brust eine Nahrungsergänzung nötig ist. Das Medela Brusternährungsset wird mit Nahrungsergänzung gefüllt. Die sehr dünnen, flexiblen Schläuche des Brusternährungssets werden so auf der Brust der Mutter oder an einem Ständer befestigt, dass sie einen Zentimeter über die Brustwarze hervorstehen.

Endlich: Ausschliessliches Stillen und Rückkehr nach Hause

Wenn die Entlassung des Säuglings aus dem Spital ansteht, ist die Situation idealerweise wie folgt:

  • Die Mutter hat ihre Milchproduktion erfolgreich initiiert und aufgebaut
  • Der Säugling hat die Fähigkeit entwickelt, sicher und effektiv ausreichend Nahrung durch ausschliessliches Stillen aufzunehmen

Das Erlangen der vollständigen oralen Nahrungsaufnahme ist oft Voraussetzung für die Entlassung und sollte die Eltern sehr stolz machen. Je nach Grund des Spitalaufenthalts kann der Übergang vom Spital nach Hause jedoch weiter Schwierigkeiten bereiten. Die Bereitstellung eines Entlassungsplans mit durchgehender Unterstützung und einer realistischen Erwartungshaltung ist entscheidend dafür, dass das Stillen so lange wie möglich fortgesetzt werden kann.

Für Mütter zu Hause, die ihre Rückkehr in die Berufstätigkeit und andere Aktivitäten planen, hat Medela Calma entwickelt. Diese neuartige Lösung zur oralen Nahrungsaufnahme sorgt dafür, dass der Säugling das entwickelte Saugverhalten weiter anwendet.

Für besondere Fütterungsumstände

Medela bietet auch Lösungen für Säuglinge, die beim Stillen etwas zusätzliche Unterstützung benötigen. Das Produktportfolio von Medela steht jederzeit unter der Prämisse, Säuglinge dabei zu unterstützen, ein Vakuum zu erzeugen – denn dies ist für ein erfolgreiches Stillen von entscheidender Bedeutung. Es gibt jedoch besondere Umstände, die den Säugling daran hindern oder es ihm unmöglich machen, ein Vakuum zu erzeugen.

Ein Säugling, der mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte geboren wurde, ist eventuell anatomisch nicht dazu in der Lage, die Brust der Mutter beim Stillen luftdicht zu umschliessen, und kann deshalb kein Vakuum erzeugen. Säuglinge mit bestimmten Syndromen und neurologischen Störungen haben eventuell Schwierigkeiten, aufgrund von Hypotonie und Koordinationsschwierigkeiten ein Vakuum zu erzeugen. Der SpecialNeeds Sauger ist so konzipiert, dass der Säugling Druck anwenden kann, um Milch zu erhalten. Für kleinere Säuglinge gibt es den Mini SpecialNeeds Sauger, der an die verschiedenen anatomischen Ausprägungen des Mundes angepasst ist.

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